Was ist ein QEEG und wozu wird es therapeutisch verwendet?
QEEG steht kurz für quantitatives Elektroenzephalogramm und ist ein Diagnosewerkzeug, das man zum einen für die erste Einstellung eines Neurofeedback-Trainings nutzen kann und zum anderen, um den Erfolg im Trainingsverlauf zu überwachen.
Dabei wird die Gehirnaktivität gemessen, die sich in elektrischen Impulsen äußert. Diese Gehirnaktivität wird in Form einer automatischen Auswertung einem Normwert gegenübergestellt. So kann man sehen, in welchen Bereichen das Gehirn von der Norm abweicht und inwiefern dies zu den geschilderten Symptomen des Klienten passt.
Dies hilft dem Therapeuten zu entscheiden, welche Neurofeedback-Trainings für den Klienten am aussichtsreichsten sind und in welcher Reihenfolge diese durchgeführt werden sollten.
Wie läuft ein QEEG ab?
Im Rahmen eines Erstgesprächs mit Anamnese (Aufnahme der Krankheitsvorgeschichte) wird zunächst das sog. Roh-EEG aufgenommen.
Dieses läuft in vielen Neurofeedback-Praxen so ab: Dem Klienten wird eine Haube auf den Kopf gesetzt und die Hirnströme mithilfe von Elektroden gemessen. Insg. werden am Kopf 19 aktive Elektroden (oder Sensoren) angebracht, sowie 2 Referenzelektroden hinter den Ohren oder am Ohrläppchen und eine Erdung (meist an der Stirn). Für die Leitfähigkeit befindet sich unter jeder Elektrode ein mit Salzwasser getränktes Schwämmchen oder leitfähige Paste oder Creme.
Die Elektroden werden nach dem internationalen 10-20-System am Kopf platziert, wodurch alle relevanten Gehirnregionen gleichmäßig abgedeckt werden sollen.
Gemessen wird die elektrische Aktivität des Kortex, also der Hirnoberfläche, die direkt unter dem Schädelknochen liegt. Da das Gehirn in sich selbst stark vernetzt ist, lässt die Aktivität des Kortex auch Rückschlüsse auf die Vorgänge in tieferen Hirnregionen zu, z.B. des limbischen Systems.
Die Elektrodenhaube wird an ein Neurofeedback-Gerät angeschlossen, das mit einem PC verbunden ist. Dann wird für ca. 5-8 Minuten ein Ruhe-EEG mit geöffneten Augen aufgenommen und im Anschluss für ca. 3-5 Minuten eines mit geschlossenen Augen.
Es kann auch ein EEG „under Task“ aufgenommen werden, d.h. dem Klienten wird eine etwas komplizierte Denkaufgabe gestellt, wie z.B. von 100 aus in Siebenerschritten rückwärts zu zählen. Oder er soll abwechseln die Augen schließen und wieder öffnen, um das sog. „Alpha Recovery“ zu messen, d.h. ob und wie schnell die Gehirnfrequenz Alpha jeweils beim Augenöffnen und –schließen reagiert.
Wie wird das QEEG ausgewertet?
Das Roh-EEG wird zunächst in eine separate Software überführt und von Artefakten bereinigt, d.h. die Teile des Roh-EEGs, die z.B. durch Muskelbewegung gestört wurden und deshalb keine Gehirnaktivität abbilden, werden entfernt, sodass am Ende ca. eine volle Minute mit reinen EEG-Werten übrig bleibt.
Diese Werte werden dann in der Software automatisch ins Verhältnis zu einer Datenbank gesetzt. Die Datenbank besteht aus Informationen über die Gehirnaktivität vieler Personen, aus der ein Durchschnittswert errechnet wird. Das EEG des Klienten wird dann mit dem Teil der Datenbank verglichen, der seinem Lebensalter entspricht.
Wie wird das QEEG interpretiert?
Das QEEG wird von der Software in Form einer PDF-Datei ausgegeben, in welcher die Gehirnaktivität graphisch mit sog. Headmaps in verschiedenen Farben dargestellt wird. Diese Headmaps repräsentieren verschiedene Aspekte der Gehirnaktivität:
In den sog. Z-Scores oder Z-Werten ist zu sehen, wo das Gehirn von dem Bevölkerungsdurchschnitt abweicht (Absolute Power) und inwiefern das Gehirn im Verhältnis zu sich selbst Auffälligkeiten zeigt (Relative Power). Die Verteilungsraten zeigen, in welchen Gehirnregionen welche Frequenzen am dominantesten auftreten. Außerdem geben Angaben wie Kohärenz, Assymmetrie und "Phase Leg" Aufschluss darüber, wie die einzelnen Gehirnregionen in ihren Netzwerken miteinander kommunizieren. Weitere Diagnose-Marker sind z.B. das bereits genannte "Alpha Recovery" sowie die Ratio, in denen bestimmte Gehirnfrequenzen zueinander stehen.
All diese Informationen werden vom Therapeuten mit den Symptomen des Klienten abgeglichen und helfen dabei, die passendste Trainingseinstellung zu finden. Wenn im Trainingsverlauf mehrere QEEG aufgenommen werden, kann man diese miteinander vergleichen um so einen „Vorher-Nachher“-Eindruck zu erhalten.
Zwar kann eine Neurofeedback-Therapie auch ohne vorherige QEEG-Diagnostik stattfinden, diese wird sich jedoch rein an der Symptomatik orientieren und dabei primär auf Standard-Verfahren zurückgreifen. Das QEEG ist empfehlenswert, um einen Therapieansatz bereitstellen zu können, der gezielter auf den Klienten zugeschnittenen ist.
The following is the English version.
What is a QEEG, and what is its therapeutic use?
QEEG stands for Quantitative Electroencephalogram, and it is a diagnostic tool used for two main purposes: Firstly, it is used for the initial setup of Neurofeedback training, and secondly, it is employed to monitor the progress and success of the training.
During a QEEG session, the brain's electrical activity, manifested in electrical impulses, is measured. This brain activity is then automatically compared to a normative database. By doing so, deviations from the norm in different brain areas can be identified, helping to understand how these deviations might relate to the client's reported symptoms.
This information assists the therapist in deciding the most promising Neurofeedback training protocols for the client and determining the appropriate sequence for conducting them.
How does a QEEG session proceed?
During an initial consultation, which includes a medical history interview (anamnesis), a raw EEG (electroencephalogram) is recorded.
Typically, in many Neurofeedback practices, the process is as follows: The client wears a cap on their head with 19 active electrodes (or sensors) attached to specific positions on the scalp, following the international 10-20 system. Additionally, two reference electrodes are placed behind the ears or on the earlobes, and a ground electrode is usually positioned on the forehead. To enhance conductivity, each electrode is placed on a small sponge soaked in saline solution or using conductive paste or gel.
This placement of electrodes aims to evenly cover all relevant brain regions, providing a comprehensive evaluation of brain activity.
The electrical activity of the cortex, which is the outer surface of the brain directly beneath the skull, is measured. As the brain is highly interconnected, the activity of the cortex also provides insights into the processes in deeper brain regions, such as the limbic system.
The electrode cap is connected to a Neurofeedback device, which is linked to a computer. The recording process involves capturing a resting EEG with the client's eyes open for approximately 5-8 minutes, followed by a resting EEG with the eyes closed for about 3-5 minutes.
An EEG "under task" can also be recorded, meaning the client is given a slightly complicated mental task, such as counting backward from 100 in sevens. Or they might be asked to alternate between closing and opening their eyes to measure the "Alpha Recovery," which examines how the brain's Alpha frequency responds when the eyes are closed and opened.
How is the QEEG analyzed?
The raw EEG data is first transferred to separate software, where artifacts are removed. Artifacts are parts of the raw EEG that might be disturbed by muscle movements and therefore do not reflect brain activity. After artifact removal, approximately one full minute of clean EEG data remains.
These clean EEG values are then compared to a database using the software. The database contains information on the brain activity of many individuals, from which an average value is calculated. The client's EEG is then compared to the part of the database that corresponds to their age group.
How is the QEEG interpreted?
The QEEG results are presented in the form of a PDF file, with brain activity graphically depicted using colored "Headmaps." These Headmaps represent various aspects of brain activity.
In the so-called Z-scores or Z-values, one can observe where the brain deviates from the population average (Absolute Power) and to what extent the brain shows peculiarities in relation to itself (Relative Power). The distribution rates indicate in which brain regions specific frequencies are most dominant. Additionally, metrics like coherence, asymmetry, and "Phase Leg" provide insights into how different brain regions communicate within their networks. Other diagnostic markers include the previously mentioned "Alpha Recovery" and the ratios between certain brain frequencies.
The therapist compares all this information with the client's symptoms, helping to determine the most suitable Neurofeedback training settings. If multiple QEEG recordings are taken during the training process, they can be compared to obtain a "before-after" impression of the brain's changes.
Although neurofeedback therapy can also take place without prior QEEG diagnostics, it will be based purely on the symptoms and will primarily rely on standard procedures. QEEG is recommended in order to be able to provide a therapeutic approach that is more specifically tailored to the client.